Die Gemeinschaftsanlage – bis hierher und weiter!
Ein treibender Impuls für viele erwachsene LEGO Fans, die sogenannten AFOLs (Adult Fan Of LEGO) ist die Chance, auf Ausstellungen Modelle einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, vor allem dann, wenn man mit seinem Hobby nicht in den sozialen Medien vertreten ist. Anders als die heimische Anlage, die in der Regel einen festen Platz und eine bestimmte Größe hat, ist unsere Gemeinschaftsanlage darauf ausgelegt, auch flexibel sein zu können. So gelingt es uns, bei Ausstellungen unterschiedliche Größen abzubilden und stets neue MOCs unserer Mitglieder einbinden.
Inhaltsverzeichnis
Die Grundsteinlegung
Auch wir haben klein und bescheiden angefangen, mit der Zeit ist dabei auch unser Anspruch gestiegen. Am Anfang ging es uns primär darum, etwas Gemeinsames zu schaffen mit dem wir Bricks am Meer e. V. repräsentieren können, wozu wir dann im Februar 2019 erstmalig bei der Aktion „Verein des Monats“ im Einkaufsland Wechloy Gelegenheit hatten. Aus heutiger Sicht mit der dargebotenen Stadt auf einer Größe von 1×2 Metern umgeben von zwei lose ausgelegten Schienenkreisen ein recht bescheidener Anfang, der aber der Startschuss war für die weitere Planung. Ein nahezu identisches Layout haben wir dann auch auf der Bricks am Meer 2019 präsentiert. Da es auch dort gut ankam, beschlossen wir, Nägel mit Köpfen zumachen und das Ganze zu einem Vereinsprojekt zu machen.
Stadtplanung
Das Projekt „Gemeinschaftsanlage“ oder GA, wie wir sie mittlerweile gerne abkürzen, sorgte dafür, dass wir im ersten Ausbauschritt drei Segmente entwarfen, die insgesamt eine Größe von 3×9 Metern erreichen sollte.
Als größter Unterabschnitt sollte die Stadt erweitert werden, deren Häuserzahl auf knapp 50 erhöht wurde, wobei als zumindest perspektivisches Ziel ausgegeben wurde, nur noch MOCs oder zumindest MODs zu zeigen und sukzessive auf die beliebten und auch schönen Modularhäuser zu verzichten. Das zweite Segment sollte ein Vergnügungspark bilden, der vom Disney Schloss ausgehend die nahezu gesamte Palette an Fahrgeschäften und Jahrmarktsattraktionen aus den LEGO Katalogen der letzten Jahre beherbergen sollte. Der Vergnügungspark sollte mit einem dritten und vorläufig letzten Abschnitt, einer 1 Meter breiten Schlucht mit vier Brücken für unsere Züge, mit der Stadt verbunden werden. Entwürfe wurden gefertigt, Teile wurden bestellt und an einem Bau-Wochenende mit zahlreichen Mitgliedern des Vereins entstand im Januar 2020 unsere Schlucht.
Daran anschließend brachten wir ein Dutzend 31098 LEGO Creator 3 in 1 Outback Hütten aus unserem Support unter die Mitglieder mit der Bitte, aus diesem Set ein alternatives Modell entstehen zu lassen. Parallel wurde die Stadt geplant und geschaut, wer MOCs in Größe eines Modularhauses beisteuern konnte und wollte, das Layout von Straßen und Schienen wurde vorangetrieben mit dem Ziel, die GA für die Bricks am Meer 2020 präsentabel zu haben und dann, dann kam Corona … .
Ausstellung im zweiten Anlauf
Aus unserer Ausstellung wurde nichts, nach mehreren Verschiebungen sahen wir uns schließlich gezwungen, die Bricks am Meer 2020 abzusagen und durch die Pandemie wurde auch die GA ordentlich ausgebremst. Zumindest war es Torben möglich, seinen Freizeitpark, also das dritte Segment der Gemeinschaftsanlage, bei der Premiere der Bricks am Siel Ende 2020 der Öffentlichkeit vorzustellen und dabei logistische Erfahrung in Transport und Aufbau zu sammeln. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur dann um ein Jahr verschobenen Uraufführung der GA bei der Bricks am Meer 2021.
Wenngleich die vierte Auflage unserer Ausstellung noch voll im Zeichen der Pandemie-bedingten Einschränkungen stand, so war die GA doch der Hingucker der Bricks am Meer 2021. Auch, wenn die Anlage die Bosold’sche Trias aus Größe, Bewegung und Licht noch nicht voll erfüllte, so zog die GA viele kleine und große Besucher in ihren Bann und spornte uns an, den nächsten Ausbauschritt anzugehen. Hierzu war es zunächst notwendig, die Rückmeldungen von Besuchern und Ausstellern zu sammeln, um dann zu bewerten, welche Verbesserungen wann und wie angegangen werden sollen. Dabei galt es nicht nur die Machbarkeit zu bewerten, die nicht selten auch mit der Frage nach finanziellen Ressourcen verknüpft ist, sondern auch, grundsätzliche Entscheidungen zu treffen.
Big Wheels keep on turning
Züge sind Sinnbild für Bewegung und Dynamik. Sie verleihen einer LEGO Anlage ein hohes Maß an Anziehungskraft und sind für viele AFOLs zentrales Element ihrer eigenen Entwürfe, auch weil LEGO nur selten Züge herausbringt, die nach realem Vorbild entworfen wurden, wie etwa zuletzt das Krokodil (Set 10277). Seit Jahren bedient man hier den Markt eher spärlich und bietet jeweils einen generischen Güter- und Personenzug (aktuell die Sets 60197 und 60198) und liefert damit viel weniger als der geneigte AFOL in der Schnittmenge zwischen LEGO Enthusiast und Modellbahner sich wünscht oder aus der Vergangenheit (= zumeist eigener Kindheit) gewohnt ist.
Wir haben es angesprochen, LEGO bedient den Markt im Allgemeinen und AFOLs im Speziellen nicht gerade üppig wenn es um das Thema Eisenbahn geht. Persönlich kann ich dies verschmerzen, der einzige Zug, der mich interessiert, ist ohnehin der Hogwarts Express, aber das ist eine andere Geschichte. Dennoch fasziniert es mich immer wieder, wie es Marco und anderen LEGO Baumeistern gelingt, durch wunderbar detaillierte Eigenentwürfe diese Lücke zu schließen. An dieser Stelle sollte jetzt eigentlich noch ein kleiner Seitenhieb auf den just diese Woche bekanntgewordenen neuen Güterzug folgen, dessen erstes Bild mir untergekommen ist, während ich diesen Artikel schreibe. Aber das wäre unfair. Ich bin nicht die Zielgruppe noch weniger sind es die Eisenbahn-Aficionados unter den LEGO Fans. Wer etwas anderes möchte, kann es selbst entwerfen und bauen. Denn sind wir ehrlich, ein schlussendlich erfolgreich abgeschlossener Prozess der Eigenkreation, von der ersten Idee über die Konkretisierung, die ersten Umsetzungen, Teilebestellungen, vielleicht diverse Bau- und Umbauphasen, neue oder verworfene Ideen, noch mehr Teilbestellungen, bis hin zum fertigen, eigenen Modell ist doch viel befriedigender als der Griff ins Regal nach einem LEGO Set, das in wenigen Stunden nach Anleitung zusammengebaut wird. So wird die Umsetzung eines eigenen Güterzugs ebenfalls ein zukünftiges Vorhaben des Vereins sein, ein Zug, der 20 oder mehr Wagons zählend die GA umkreist. Denn auch in diesem Aspekt wollen wir die Anlage noch besser machen und auch hier LEGO Sets zu MOCs oder zumindest MODs aufwerten.
Das nächste Upgrade – Mehr Schienen
Damit wir die steigende Anzahl an Zügen und deren zunehmende Länge auf der Anlage unterbringen können, haben wir uns entschieden, einen dritten Schienenkreis auf der GA zu verlegen, so dass wir (mit dem autonomen Loop um den Freizeitpark) vier Züge unabhängig voneinander über die Gleise rattern lassen können. Da mehrere Vereinsmitglieder eigene Züge entworfen haben, übersteigt deren Anzahl längst unsere Möglichkeiten, diese zeitgleich fahren zu lassen, also sind wir bei der Frage nach Abstellmöglichkeiten angelangt. Hier haben wir uns für einen kombinierten Rangier- und Güterbahnhof entschieden, den wir in naher Zukunft umsetzen wollen, was wir vermutlich bereits längst erledigt hätten, wäre da nicht die Sache mit MILS.
Auf das, was da noch kommt …
Der heilige Gral der ganzen Anlage ist dann die Unterfütterung der Schienen respektive der gesamten Anlage mit einem ansprechenden Gleisbett nach MILS-Standard. Die Abkürzung steht für das Modular Integrated Landscaping System, das vom HispaBrick Magazine entwickelt wurde und auch bei Landschaftsmodulen mit Schienen Anwendung findet.
Unserer Ansicht nach wertet ein solches Upgrade ein Layout wie die GA enorm auf. Es wird aufgrund der vermutlich absurden Teilemenge, welche für die Umsetzung vom MILS bei einer Anlage dieser Größe verbaut werden muss, wahrscheinlich noch einige Zeit vergehen, bis unser Verein sich diese Teile auch leisten kann. Hier werden wir vermutlich einzelne Abschnitte nacheinander upgraden und uns dabei sicher wieder ein paar kreative, gemeinschaftliche Bau-Events gönnen, um die GA auf den nächsten Level zu heben.
Die unbegrenzten Möglichkeiten der GA
Im Vorfeld der anstehenden Bricks am Meer 5.0 haben wir unter Tinas Federführung vor Ostern unsere Schlucht ordentlich aufgehübscht, da wir ohnehin die Brücken an die neue Schienenführung anpassen mussten. Dabei haben wir die Anlage modularisiert, um sie zukünftig flexibel an räumliche Gegebenheiten anpassen zu können. Die Qualität dieser Module erreicht zwar beileibe noch nicht das MILS-Niveau, aber sagen wir mal, wir arbeiten daran! Auf jeden Fall benötigen wir auf diese Weise keine zwei Kleintransporter, um einen respektablen Teil der GA auf weiter entfernten Ausstellungen zu präsentieren. Selbst unsere Schlucht ist dabei flexibel einsetzbar, sofern wir denn die Möglichkeit haben, diesen Abschnitt abzusenken. Einzig Thorben schaut immer noch ungläubig, wenn wir ihn darauf ansprechen, seinen Freizeitpark zu verkleinern.
Tina & Arne